Horst Reinshagen

Horst Reinshagen

* 01.06.1950
† 27.06.2015 in Paderborn
Erstellt von Neue Westfälische Zeitung
Angelegt am 01.07.2015
2.707 Besuche

Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Horst Reinshagen, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Nachruf Neue Westfälische

02.07.2015 um 16:10 Uhr von Neue Westfälische

Paderborner trauern um Horst Reinshagen

Inhaber des Rock Café im Alter von 65 Jahren überraschend verstorben

Es ist stiller geworden in Paderborn. Für viele sehr still sogar – denn ein Urgestein der Paderborner Kneipenszene wird künftig nicht mehr „rockig menschlich“ Teil der Paderborner Kneipenszene sein. Horst Reinshagen, Inhaber und Kneipier des „Rock Café“ im Ükern, verstarb unerwartet in der Nacht von Freitag auf Samstag.

Gerade feierte er noch in seinem Zuhause, dem Rock Café im Ükern seinen 65. Geburtstag, und nun „wirbelt er seine Goldlöckchen in den ewigen Jagdgründen“. So hätte Horst – wie ihn alle nur nannten – sein eigenes Ableben wohl beschrieben. Normalität war ihm ein Gräuel und seine größte Abneigung.

Normal kann jeder, so Horst. Wichtig, so der gelernte Koch, ist der Mensch, der in der Mitte des Geschehens stehen muss. „Ich möchte gerne, dass das Menschliche immer noch menschlich bleibt“ – und genau diesem Motto getreu traf man den gebürtigen Rheinländer mit Paderborner Wurzeln in Straßencafès, Eiscafés, auf seinem Kneipen-Fahrrad oder aber in seinem zweiten Wohnzimmer,
dem Rock Cafè im Ükern. Immer bereit für ein kleines Pläuschchen – egal ob Eile geboten war oder nicht.

Bequem war Horst nicht. Wahrlich nicht. Mit rheinländisch–lockerer Art eckte der Weltenbummler mit Alterssitz an der Pader auch oft an, passte nicht mit seinem rockig-revolutionären Auftreten in das
„normale“ Lebensschema. Er war er selbst, authentisch und immer mit einem neckischen Funkeln in den Augen. Ein Weltenbummler, der Anfang der 90er Jahre zurück nach Paderborn kam, dort unterschiedliche Kneipen-Cafés wie den „Feuervogel“ oder das „Pader-Café“ betrieb, bevor er am 1. April 1998 mit dem Rock Cafè seine endgültige Heim-Kneipe fand.

Neben indianischen Kalendern, diversem Federkopfschmuck und Musikinstrumenten hat er gemeinsam mit seinen Gästen über die vergangenen 17 Jahre die kleine Kneipe in ein Museum verwandelt.

So findet sich ein personifiziertes Öl-Portrait „Der mitdem Wolf tanzt“, gemalt von seiner Tochter Kerstin neben der Totenwand, auf welcher die Fotos „lieber verstorbener Freunde“ einen übergreifend lebhaften Kontext zeichnen, in dem Horst sein Ich, Jetzt und Sein verankerte. „Hier bin ich Mensch, hier will ich sein“, sagte er einst. Bleiben durfte er nun nicht mehr, doch die Erinnerung wird sein „Sein“ aufnehmen.

Horst Reinshagen hinterlässt neben seiner Lebensgefährtin Doro und Tochter Kerstin sein Rock Café: ein Museum seiner Persönlichkeit, seines Lebens und seiner Vergangenheit. Ein Ort des zwischenmenschlichen Austausches. Der Ükern-Kiez in Paderborn hat sein markantestes Gesicht verloren.