Heinz Schürmann

Heinz Schürmann

* 20.11.1922 in Bielefeld
† 03.02.2010
Erstellt von Neue Westfälische Zeitung
Angelegt am 15.02.2010
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Nachruf Neue Westfälische

29.09.2010 um 15:24 Uhr von Neue Westfälische

Er war ein Vollblut-Unternehmer, ein Mann von Fleiß, ein Tüftler mit Spürsinn, ein Kaufmann mit technischen Kenntnissen und ein Unternehmer mit viel Glück. Heinz Schürmann wurde 87 Jahre alt. Am Mittwoch ist der Gründer der Firmen Schüco und Granini an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Er war auch Gründungspräsident des Industrie- und Handelsclubs (IHC) im Jahr 1979.

Bielefeld hat eine dynamische Unternehmer-Persönlichkeit verloren. "Große Trauer hat in unserem Hause die Nachricht vom Tod unseres Firmengründers und Namensgebers ausgelöst", heißt es in einer Erklärung von Dirk U. Hindrichs, persönlich haftender Gesellschafter der Schüco International KG an der Karolinenstraße.

Der Mann, der Ende 1947 aus Kriegsgefangenschaft in seinen Geburtsort Porta Westfalica heimkehrte, begann nach der Währungsreform mit 40 D-Mark Startkapital in einer Baracke seine Karriere. Lehren aus Schul- und Kriegsjahren, eine kaufmännische Ausbildung und ein unbändiger Drang zum Erfolg waren Rüstzeug und Motivator des jungen Mannes im Nachkriegsdeutschland. Dass er später einmal Millionär werden würde und in seinen Firmen Tausende Menschen Lohn und Brot finden würden, war damals für ihn fast undenkbar.

Mit einem Partner aus Bielefeld, Fritz Dingler, begann Schürmann, Scherentore und Rollgitter für verängstigte Ladenbesitzer zu bauen. Die Metallstäbe schleppte er anfangs bei Wind und Wetter schiebend auf einem alten Fahrrad, von Minden nach Porta. Als die kleine Firma Heinz Schürmann & Co. (Schüco) 1953 nach Bielefeld umzog, so erinnerte sich der Verstorbene später, "hatte ich kein Geld in der Tasche". Mittags wurde überlegt, "kaufe ich mir Zigaretten oder eine Bratwurst".

Doch es ging unaufhaltsam aufwärts im heraufziehenden Wirtschaftswunderland. Sein Wahlspruch "Ich kann und ich will" spornte den Jung-Unternehmer immer wieder an. Ein unbeugsamer Wille, Phantasie, Ausdauer und auch Härte kennzeichnen seinen Berufsweg. Der Markt bot große Chancen für den, der sie nutzte.

Schürmann nutzte. Sinn und Gewicht von Marketing hat er schon früh verinnerlicht. Er konzentrierte sein Unternehmen auf Handel, erwarb Lizenzen, vergab Unterlizenzen und warb schon früh mit Bandenwerbung auf der Alm und im Boulevard.

Herzprobleme, aber auch Kapitalmangel für einen extrem wachsenden Betrieb ließen ihn 1964 das gut 150 Millionen DM umsatzschwere Unternehmen an die Fuchs-Gruppe verkaufen.

Ein Erholungsjahr im bereits eigenen Haus auf Mallorca brachten Heinz Schürmann auf die Idee, Trinksäfte mit Fruchtfleisch zu verkaufen. Seine Strategien bis zur Errichtung der ersten Abfüllanlage in Bielefeld sind in der Rückschau geradezu abenteuerlich. Granini-Fruchtsaft, in Westeuropa ein Markenprodukt, ging 1967 an die Melitta-Gruppe. Der Firmengründer blieb bis zu seinem 65. Lebensjahr Alleingeschäftsführer.

Schürmann, der Vollblut-Unternehmer, war ein Freund deutlicher Worte. Das gefiel nicht immer. Doch er war unabhängig. Sein Rat war gefragt, sein Charme manchmal umwerfend, sein Geld wurde gern genommen. Er förderte Projekte, u.a. sechsstellige Beträge alljährlich an die TU Stettin, die ihn auch 2000 zum Ehrensenator h.c. ernannte. Der Bundespräsident verlieh dem Unternehmer bereits 1994 das Verdienstkreuz.

Um Heinz Schürmann trauern vor allem seine Witwe und seine zwei Söhne.

Wilfried Massmann

Gedenkkerze

NW-Trauer

Entzündet am 13.09.2010 um 21:18 Uhr